Der Berliner Künstler Wolfgang Flad hat in der art-lodge seine erste „angewandte“ Installation geschaffen und auf Basis der bestehenden Raumsituation (Stube: Zirbenholzoptik, Kachelofen) die gesamte Gestaltung übernommen. Nun befindet man sich bei den Mahlzeiten in einer mit allen Sinnen genießbaren Gesamtatmosphäre aus Dynamik, Farben, Strenge und Verspieltheit der Formen. Hier stellen wir Wolfgang ganz persönlich vor.
Wolfgang Flad (*1974, lebt und arbeitet in Berlin) kennen wir nun seit über 10 Jahren. Einige erinnern sich sicherlich noch an seine Ausstellung „Disperson“ im Jahr 2010 und alle kennen die große Holzskulptur „Ja Rot“, welche die erste Arbeit im Skulpturenpark der art-lodge war.
Im August 2014 begannen dann die gemeinsamen Planungen für die alte Zirbenstube der art-lodge. Einerseits sollte der Charme der alten Holzstube unverändert bleiben, andererseits sollte es mehr Kunst in den alten Hallen geben. Keine leichte Aufgabe für den angefragten Künstler und die Auftraggeber. Nach einer ersten Planungsphase besuchten wir Wolfgang im November in Berlin und diskutierten die ersten Entwürfe - und im Frühjahr 2015 war es dann soweit: Die in Berlin vorgefertigten Leuchtskulpturen „Chandeliers“ und die Theke „Counter“ wurden per Kunsttransport in die Berge geschickt, um wenig später von Wolfgang und seinem Team in der art-lodge installiert zu werden. Gleichzeitig wurden die nach Wolfgangs Vorgaben auf Maß gefertigten Einbauten vom Schreiner unseres Vertrauens geliefert, nebst der Tische mit denselben bunten Kanten, wie sie sich auch am Frühstücksbuffet und der Rückfront des Thekenbereiches finden. Aufwändig war auch die Installation der „Splash“-Wandinstallation, die wie ein in Holz erstarrter, riesengroßer Klecks wirkt und bestens mit den Holzelementen der Stube harmoniert. Zu guter Letzt kamen noch die alten Stühle aus dem Fundus des ehemeligen Rohrerhofes zu neuem samtschwarzem Glanz und sorgen bei allem „artsy-look“ für Gemütlichkeit.
Wolfgang Flads Arbeiten sind unter anderem in öffentlichen Sammlungen vertreten: Kunstmuseum Stuttgart, Kunsthaus Zürich, Centraal Museum Utrecht und Tampa Museum of Art.
Zehn Fragen an Wolfgang Flad
Wolfgang, Deine Kunst ist...? Mein Leben, auf einer abstrakten Ebene.
Dein Leben ohne Kunst wäre…? Sehr fad. Den Alltag im Atelier, den Austausch mit Künstlerkollegen, Theoretikern, Kuratoren, Galeristen und Sammlern möchte ich auf keinen Fall missen. Außerdem spielt für mich auch generell die Kunst- und Kulturwelt eine riesengroße Rolle und ich kann mir eine Gesellschaft ohne dieselbe überhaupt nicht vorstellen. Jeder der diesen Bereich des Lebens ignoriert oder bisher verpasst hat, sich darauf einzulassen, verpasst eine große Tiefe und meiner Meinung nach wirklich viel Spannendes und auch Amüsantes.
Wolfgang Flad als Familienmensch… ...ist mit 5 Kindern sicher eine Ausnahme in der Kunstwelt ;-) Meine Familie, Kinder, Partner, Eltern, Geschwister spielen für mich eine große Rolle und geben mir sicher auch den Halt und die Sicherheit aber auch die Notwendigkeit dafür, das machen zu können, was ich mache.
Welche Musik beeinflusst, beflügelt Dich bei Deiner Kunst? Das erste, was ich am Morgen anschalte, wenn ich mein Atelier betrete, ist meine Pavoni Kaffeemaschine und Musik. Nach einem kleinen Frühstück mit meinen Mitarbeitern und Praktikanten legen wir los. Den ganzen Tag läuft ein kruder Mix von Elektronischen Loops, Jazz, experimentelle Sounds bis zu Mainstream, Rock und Pop. Also wirklich quer Beet. Aber mein Herz schlägt am ehesten für neuen Jazz.
Welche Künstler haben Dich beeinflusst? Eher auf einer persönlichen Ebene besondere Künstler wie Daniele Buetti, Camill Leberer, Sven Drühl und Julio Rondo.
Welche Museen empfiehlst Du als must see? Eine eher schwer zu beantwortende Frage. Aber ich würde sagen, im Augenblick hängt eine große Installation von mir im Tampa Museum of Art in Florida, weit abgeschlagen danach dann in London die National Gallery mit den altern Meistern und die Tate Modern ;-)
Was waren Deine tollsten Erlebnisse auf Aufstellungen? Eine Ausstellung in Paris mit riesigen Bildern von Julian Schnabel. Deren Direktheit, rohe Kraft und Rotzigkeit haben mich in eine völlige Euphorie versetzt. Im Gegensatz dazu eine Ausstellung von Olafur Eliasson im wunderschönen Gropiusbau in Berlin mit enormer Präzision und technischem Aufwand, aber im Ergebnis wirklich ergreifend und berührend. Zuletzt hat mich eine Außenskulptur, die sogenannte „bean“ von Anish Kapoor, in Chicago wirklich geflasht. Diese Skulptur ist so einfach aber perfekt und wirkt als wäre sie von einem anderen Planeten gefallen. Vom Textildesigner zum Künstler, oder als Künstler über das Design zur Kunst? Das ist für mich schwer zu trennen. Gut, mit Textildesign habe ich aber auch wirklich gar nichts mehr zu tun, aber die Übergänge von Gebrauchsgegenständen und zunächst einmal zweckfreien Skulpturen sind für mich fließend. Es geht für mich um Gestaltung und darum, was das Ergebnis erzählt oder womit es referiert. Es geht ganz platt um ein Formen- und Farbenvokabular, um Schönheit oder auch Eigenheiten in Dingen, die es so sonst nicht gäbe, und darum, unser Bewußtsein oder auch Unterbewußtsein in eine andere Welt befördern zu können... da gibt es auch wunderbare Beispiele aus der Architektur.
Was ist der Unterschied zwischen angewandter Kunst wie in der Stube hier in der art-lodge und Deinen vorherigen Projekten? Das Schöne ist ja, dass es lediglich ein paar Vorschläge dazu gab, was es werden könnte. Beispielsweise „eine Theke oder so...“ somit waren für mich genügend Freiheiten gegeben, die Dinge so zu gestalten, wie ich mir das vorstellen würde. Und trotz der vielen Arbeit hat es mir großen Spaß gemacht, mich lediglich nach ein paar Maßvorgaben frei zu bewegen und etwas Angewandtes zu realisieren. Die Idee, Leuchten zu bauen, ging mir schon länger durch den Kopf und darüber bin ich sehr glücklich.
Reach to the stars: Wo bist Du in 5 Jahren? 5 Jahre weiter; und ich frage mich dann, wo ich wiederum in 5 Jahren sein werde.