Stephan Kaluza hat während eines seiner Aufenthalte in der art-lodge an seiner Sammlung von Kurzgeschichten gearbeitet, die unter dem Titel „Das Buch der sinnlosen Wege“ veröffentlicht werden. Eine der Kurzgeschichten, die er hier geschrieben hat, passt besonders gut - aber lest selbst ;-)
Stephan ist ein vielseitiger Künstler und als Maler, Fotograf und Autor von Schauspielstücken und Romanen tätig. Nebenbei lehrt er am Mozarteum in Salzburg. Er ist regelmäßiger artist in residence in der art-lodge und war Mitinitiator einiger Skulpturenprojekte.
Nabil kniff die Augen zusammen, schob die Brille auf die Stirn und sah wieder auf die Fotos, lächelte zufrieden; wie sie sehe, sei jetzt auch das Rathaus und die Kirche fertiggestellt, kleine Meisterwerke der Handwerkskunst, in der nächsten Woche wäre bereits Einweihung. Er blickte erwartungsvoll hoch – was sie davon halten würde?
Havranek betrachtete interessiert die auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Fotografien, beeindruckend sei das, besonders, wenn man den Zeitraum von nur einem Jahr Bauzeit berücksichtige; mehr als das, die Detailtreue – unglaublich.
„Ja, nicht? Wir haben alles exakt übernommen, selbst Altersspuren wie diese hier“, er wies auf die Fassade einer Scheune, „und der Kirchturm, wie das Original. Wussten Sie, dass der Turm einen halben Meter aus dem Lot ist? Auch das haben wir übernommen, nichts begradigt, verschönert, ver ... – wie sagen Sie immer? Verschlimmbessert, genau“, er lachte kurz, „nein, glauben Sie mir, selbst die Einwohner würden keinen Unterschied erkennen.“ Nun, das andere Klima, die Wüste, mache sicher einen Unterschied aus, auch die Nähe zum Meer, die Luft, allein schon die durchschnittlichen 35 Grad dort; die Dinge würden sich dann bestimmt anders anfühlen; aber das betreffe rein das Atmosphärische, die Physis sei sicherlich identisch, soweit sie das auf den Fotos erkennen könne, sagte Havranek. Nabil zuckte mit den Schultern, sicher, an Luft und Temperatur könne man nichts ändern, jedenfalls noch nicht, aber wer wüsste das schon? In ein, zwei Dekaden könne man da sicher etwas machen. Also, ihr Fazit?
„Zuerst einmal, Dr. Nabil, sollte ich mich entschuldigen. Ich war zu – skeptisch.“
Nabil lächelte großmütig, sie fuhr fort, „mein Fazit ist das: Sie haben in nur einem Jahr ein komplettes Kärntner Dorf in Ihrem Heimatland errichten lassen, vierzig größere und kleinere Gebäude, den Originalen in nichts nachstehend; selbst die Alm, der Wald und der kleine Bach sind vollkommen identisch. Sie waren radikal genug, auch hässliche Elemente zu übernehmen – diesen modernen Getreidesilo dort“, sie wies auf ein Foto, „das unterscheidet dieses Projekt von anderen, kleinlichen Nachahmungen, wie zum Beispiel Hotelketten es betreiben. Und genau in dieser Radikalität liegt der eigentliche Wert; Sie haben sich über die Zeit hinweggesetzt, haben gezeigt, dass Jahre der Alterung und des Wandels nicht nur aus sich heraus entstehen können, sondern durchaus reproduzierbar sein können. Es ist nahezu demiurgisch.“
Nabil sah sie beeindruckt an, auf den Punkt, besser könne man es nicht zusammenfassen. Vielleicht sei noch die Logistik erwähnenswert; die Häuser seien ja recht schnell gebaut worden, aber das Problem mit dem Wasser wäre die eigentliche Herausforderung gewesen.
„Für den Bach, die Wiesen, den Wald.“ Sie nickte, „Sie haben Brunnen eingerichtet?“ „Einhundertzwanzig. Sechzig Meter tief, manche mehr. Die Gegend gleicht jetzt diesem Käse aus – wie sagen Sie?“ „Schweizer Käse.“ „Genau. Und das Gute ist, dass man nichts mehr davon sieht. Alles grün. Fünfunddreißig Hektar.“ „Wie wollen Sie es nennen, Saaldorf-Zwei?“ Nein, er denke mehr an einen heimischen Namen, Qiyam, die Auferstehung. Und natürlich müsse man Rücksicht auf seine Landsleute nehmen, das klinge in deren Ohren einfach – authentischer. „Wie viele Familien werden dort leben?“, fragte sie. Er sah sie erstaunt an, natürlich niemand; man habe nur vor, die Kirche als Moschee zu nutzen, für Besucher, ab und an. Nein, so ein Ort sei viel zu schade, als dass man ihn verwohne, sie wisse ja, das Leben hinterlasse Spuren, leider.
Er sah auf die Uhr, ging um den Schreibtisch herum, setzte sich und schlug die Beine übereinander. „Kleine Schritte, kleine Erfolge, Frau Havranek. Deswegen sind Sie nicht hier.“ „Ich weiß“, Havranek nicke. Es klopfte vorsichtig an der Tür, nach Nabils Aufforderung trat der Service mit einem Tablett ein, stellte es auf einen Beistelltisch und ging wieder, lautlos. Earl Grey, bemerkte Nabil und wies auf die Schälchen auf dem Tisch, sehr interessant, die meisten Menschen würden diese Sorte nicht mögen, sie beide hingegen schon. Ein gutes Zeichen. Für das gemeinsame Gelingen. Schließlich habe man ja Bedeutenderes vor als – Bauernhäuser. „Sie konnten aber wertvolle Erfahrungen machen.“
Nabil nickte, sicher, nur seien beide Projekte grundverschieden, und diesmal arbeite man im Ausland; wobei sich die Österreichische Republik als sehr kooperativ erwiesen habe, sehr zuverlässig in allen Belangen. Havranek stimmte zu; und in diesem Fall gehe es immerhin um eine, wie solle man sagen, doch recht intime Angelegenheit des Landes, delikat, nicht allen sei das recht, in anderen Ländern Europas eine Unmöglichkeit. Er überging die Äußerung, sah sie schweigend an; sie wusste, es hieß, dass ihn das herzlich wenig interessierte. Er wies auf den Tee – bitte. Sie lächelte, sah aus dem Fenster; unter ihr ein Gewirr aus Straßenschluchten, kaum noch sichtbare Punkte, die sich dort bewegten.
„Ameisen, nicht? Kleine Insekten, sie kriechen übereinander, wieder, immer wieder, tagein, tagaus, und machen nichts anderes. Sie denken, sie können nicht anders, obwohl dem bei weitem nicht so ist, im Grunde sind sie frei“, bemerkte Nabil, sah ebenfalls hinab. „Wollen sie das denn sein – frei?“ „Eine gute Frage. Wahrscheinlich nicht. Zumindest aber hätten sie die Möglichkeit dazu.“
Havranek sah fasziniert auf den gegenüberliegenden Wolkenkratzer, noch im Rohbau, behelmte Arbeiter hingen angeleint an der halbfertigen Fassade, Container und Bauteile wurden von gigantischen Kränen hochgezogen, dann von ferngesteuerten Greifarmen montiert, angepasst, alles, wie es schien, in vollkommener Perfektion. Der Anblick erinnerte an Science Fiction-Filme, seltsam ästhetisch und ebenso dystopisch.
Nabil folgte ihrem Blick. „Ich sehe ihn jeden Tag wachsen, diesen Turm, sehr interessant. Wie ein Baby, das langsam groß wird; sehr groß, sehr schön; ein Wunderwerk einer jeden denkbaren Technik.“ „Es ist Ihr Gebäude?“ „Ja.“ „Sie können stolz sein.“ Sie sah hinüber zum gelbweißen Horizont hinter der Stadt, die Luft flimmerte dort in der Hitze, es mussten an die fünfzig Grad sein. Nabils Büro hingegen war angenehm kühl; ein großer, geschmackvoll eingerichteter Raum, zwei Seiten bestanden aus Glaswänden, die restlichen Wandflächen wiesen klassische Gemälde mit venezianischen Motiven auf, Canaletto, Die Piazza San Marco und Canal Grande, Bellini, Predica di San Marco, Guardi, Dogenpalast in Venedig, weitere, Nabil ließ derart keine Frage zu seiner Lieblingsstadt offen. Die Möbel, handgefertigt, bestanden aus einem anthrazitfarbenen, nicht identifizierbaren Material; der Boden aus mattem weißem Marmor; ein Raum, der allein über seine Materialität beeindruckte.
Nabil schien ihre Gedanken zu lesen, strich, wieder lächelnd, über den Schreibtisch; er habe alles selbst eingerichtet, jeder Zentimeter, den sie hier sehe, sei so geplant gewesen, man habe nichts dem Zufall überlassen. Im Grunde drücke dieses Büro bereits seine Prämisse aus – der Wille des Menschen herrsche jederzeit über die Materie, Kraft seiner Gedanken sei er fähig, die Welt so zu gestalten, wie er es für richtig halte, es gebe keine Grenzen.
„Berge versetzen.“
Er lachte laut auf, richtig, ein treffendes Sprichwort, sah sie dann ernst an: „Hat der Mensch nicht immer darauf hin gearbeitet? Auf diesen Triumph seines Geistes über das Material, aus dem er kommt und das ihn umgibt? Material, aus dem auch er selbst besteht? Aber es ist willenlos, eine dehnbare Matrix, eine Form, die es zu gestalten gilt. Weshalb sonst sollten wir über die Fähigkeit dazu verfügen? Dinge, die gedacht werden können, werden eines Tages gedacht; Dinge, die gemacht werden können, werden eines Tages gemacht; eine einfache und richtige Logik. Zwischen diesen Kränen dort draußen und den ersten Faustkeilen liegt kein nennenswerter Unterschied, wenn man vom Grad der Perfektion absieht; wir nutzen diese Materie, um eine andere Art von Materie zu verändern, sie unseren Bedürfnissen anzupassen, sie unter das Joch des Geistes zu stellen. Wir haben einen Grad der Machbarkeiten erreicht, der vorher nur Gott vorbehalten war, meinen Sie nicht auch?“ „Sie sehen sich auf einer Stufe mit der Schöpfung?“ „Wir arbeiten daran. Eine Frage der Zeit. Aber – lassen Sie uns beginnen. Wie ist der Stand?“
Havranek griff in ihre Tasche, holte einen Ordner heraus, entnahm diesem einige Papiere und legte sie auf dem Schreibtisch nebeneinander. „Darf ich mich setzen?“ „Bitte. Sie haben die Bohrungen durchgeführt?“ „Zwei Dutzend, ja. Wir konnten die Zusammensetzung und damit die Dichte bestimmen; im Grunde bestätigen die Ergebnisse unsere Vermutungen, dass wir einen neunzigprozentigen Anteil von Calciumcarbonat haben, Calcit und Aragonit in der üblichen Anteiligkeit, also ein klassischer Kalkstein.“ „Und die restlichen zehn Prozent?“ „Granit, metallische Spuren, Wasser, Hohlräume.“ Sie blätterte einige Seiten in dem Ordner um, „Hier.“ „Granit?“ Er runzelte die Stirn. „Keine Angst. Der Anteil dürfte unter drei Prozent des Gesamtvolumens liegen. Kein Hindernis. Des Weiteren haben wir nun sämtliche Zahlen zur Dichte und Ablagerung des Steins, positiv, denke ich.“ „Also keine bösen Überraschungen?“ „Das können wir ausschließen.“
Nabils Gesicht hellte sich merklich auf, also könne man sich an den Bebauungsplan machen, eine Arbeit, die ihn mehr interessiere als das grobschlächtige Abtragen von Stein. „Immerhin 910 Millionen Tonnen Gestein“, bemerkte Havranek knapp, „und eine Voraussetzung für die späteren Eingriffe.“Er nickte mehrmals, sicher, eine nicht zu unterschätzende Aufgabe – wie heiße dieser Berg noch?
„Der Villachberg.“
„Ein lustiger Name, finden Sie nicht auch? Diese Österreicher sind Frohnaturen, scheint mir; gut, sie werden es verschmerzen, es gibt dort ja reichlich von diesen – Bergen.“
Das sei richtig, sagte sie, stockte kurz, sah dann seinen auffordernden Blick und fuhr fort; ein kleineres Problem bestehe darin, dass sich eine Klosterruine aus dem 13. Jahrhundert an einem der Hänge befinde, eine ehemalige Jesuitenabtei, man habe dadurch eine derzeit offene Flanke, was die Rechtslage in Bezug auf den österreichischen Denkmalschutz anbelange. Fakt sei aber auch, dass Berg und Abtei sich in seinem, Nabils, Besitz befänden, also Privatbesitz seien, wie das gesamte Umland. Nabil winkte ab, eine Angelegenheit, die sie getrost ihm überlassen könne. Er machte sich eine kurze Notiz. „Kommen wir zur Umsetzung. Wie gehen Sie vor?“
Havranek lehnte sich zurück, tippte mit einem Kugelschreiber auf den Schreibtisch, abgesehen von allen organisatorischen Maßnahmen im Umfeld – „Um die Entschädigungen der Anrainer kümmern wir uns separat.“ Sie nickte, natürlich, abgesehen von diesen Maßnahmen, zu denen auch noch die Absorbierung der enormen Staubmengen und die Umleitung des Flusses kämen, gingen sie derzeit von achtmonatigen Sprengungen aus; auf diese Weise könne man den Berg um bis zu zwei Drittel, bis zum Beginn der ersten Sohle, abtragen. Dann weitere Kernsprengungen im Sockel, die restliche Arbeit würden Bodengeräte übernehmen. Die kalkulierte Zeit dafür läge bei drei Monaten; in einem knappen Jahr sei der Berg entfernt.
„Und die Verarbeitung des Materials erfolgt parallel, wie Sie vorschlugen?“ Exakt. Als Standort für das entsprechende Zementwerk würde sich die Ebene bei Villach anbieten, ohnehin eine Industriegegend, kurze Transportwege, keine nennenswerten Hindernisse. „Also alles sehr positiv.“ Er stützte die Ellenbogen auf, faltete die Hände vor dem Gesicht und sah sie sehr direkt an, „Es war nicht leicht, den Vorstand zu überzeugen, dass Sie die Richtige für diese Aufgabe sind. Ich bin froh, mich durchgesetzt zu haben.“ „Aber Sie sind der Chef.“ „Der beste Chef ist immer der, der es seine Mitarbeiter nicht wissen lässt. Wie auch immer, es war eine gute Entscheidung.“ „Welche Einwände gab es?“
Er ließ die Hände sinken, das könne sie sich sicher denken – eine Frau mit solch einer Aufgabe zu betreuen? Die Gesichter hätte sie sehen sollen. Sie sah ihn entschlossen an, „wir arbeiten nicht mehr mit einem Vorschlaghammer, Dr. Nabil. Wir berechnen präzise Abläufe.“
Das wisse er natürlich, abgesehen von diesen beeindruckenden Empfehlungen, nein, sie müsse ihn nicht überzeugen, Frauen seien immer die Besseren gewesen, wenn es um Zerstörung gehe, von was auch immer. Und nun klinge das alles durchaus überschaubar, sicher, eine Herkulesaufgabe, aber eine machbare, er könne es kaum erwarten. In einem Jahr sähe alles aus wie das Modell in groß; er lächelt lang, man stelle sich das nur einmal vor - „Eine Ebene, beginnend bei den Seen, bis hin zu den Ausläufern der Karawanken im Süden.“ „Der Berg steht nicht mehr im Weg.“ „Und Sie haben freie Sicht.“
Er zuckte mit den Schultern, nun, er persönlich habe sich nie an ihm gestört, und da die Hänge ja recht schön und mit Wald bestanden seien, hätte das immer etwas Gemütliches gehabt, aber seine Frau, wie solle er sagen – „Empfand es als einengend“, sie nickte verständnisvoll.
„Sie sagte immer – jetzt haben wir ein Haus in diesen Alpen und was ist? – Wir sehen die Alpen nicht. Das macht keinen Sinn. – Was sollte ich machen? Im Grunde hatte sie ja Recht. Dazu kommt, dass sie häufig krank ist. Da schlägt man nichts ab.“ „Sie wird diese Sicht bald haben, ungestört, über das ganze Tal, bis zu den Gebirgskämmen.“ Sie zögerte kurz, im Übrigen habe man auch die Berechnungen für die Betonschichten fertig.
„Der Kalkstein dieses Berges – wie hieß er noch?“„Villachberg. Es ist so, das Material ist mehr als ausreichend, um das Tal und die angrenzende Ebene zu betonieren, ebenso die Ausschachtung für die Lagune. Wir werden einen Überschuss produzieren, den wir für die Gebäude verwenden können. Das wiederum dürfte Ihre Kosten exorbitant verringern.“ „Die Gebäude aus Beton?“ Er runzelte die Stirn. Nur die Rohbauten, versicherte Havranek. Die äußeren Elemente könne man dennoch detailgetreu nachempfinden. Wie bei diesem Kärntner Dorf. Wieder ein Stirnrunzeln, nun, er danke ihr für den Vorschlag, sicher, das spare Zeit und Geld, würde das Ergebnis aber mit Sicherheit beeinträchtigen, „ich bin überzeugt, dass wir auch die historische Bauweise der Häuser übernehmen sollten; ihr äußeres Erscheinungsbild basiert auf der inneren Konstruktion; alles ist somit sichtbar, nein, wir bleiben dabei.“
Havranek verwies auf die Bauzeit, allein für den Markusdom benötige man vier bis fünf Jahre; mit einem modernen Rohbau könne man die Hälfte der Zeit einsparen. Nabil schüttelte weiter mit dem Kopf, auch das ein gutes Argument, aber es ginge eben auf Kosten der Ästhetik; er lächelte dann: „Wir sind sehr gut darin, unterschätzen Sie uns nicht. Gut – und schnell. Der Markusdom steht in drei Jahren. Ebenso wie die Piazza, der Campanile, Palazzo Grimani, alle weiteren Gebäude des Zentrums entlang des Canale Grande. Überlassen Sie das uns, kümmern Sie sich um die Lagune, ich möchte sie naturgetreu haben, bis ins Detail.“
Havranek tippte auf eine Seite in ihrem Ordner, die eine Satellitenaufnahme Norditaliens aufwies: „Wir betonieren zuerst komplett, übertragen dann die Aufnahme im gleichen Maßstab, schachten aus und bewässern. Dann sind Ihre Leute am Zug.“ „Denken Sie bitte an die Farben. Sie wissen, in den Frühjahrsmonaten schimmert die Lagune immer türkis, wir möchten genau diesen Ton, keinen anderen.“ Sie blätterte um, entnahm eine Seite und legte sie hin, „hier, türkis, Pantone 5519.“
Nabil sah zufrieden auf das Papier; wenn er sich diesen Blick aus dem Wohnzimmer vorstelle, auf die Berge, davor die Lagune, funkelnd im Sonnenlicht, dahinter die Silhouette der schönsten Stadt der Welt – das sei unglaublich, ein Anblick, mit Gold nicht aufzuwiegen.
Havranek blätterte weiter im Ordner, blickte kurz durch die Glasfront hinaus auf die Baustelle. Die jetzt keine mehr war; die Kräne, Container und Greifarme waren verschwunden, der Wolkenkratzer stand in seiner ganzen Pracht fertig da, in letzter Minute, wie es schien, hatte man noch die Fenster geputzt.